Bild zeigt CoverNihilisten und Majestäten, Spielzeugfabrikanten und ein Affe. Und mittendrin Landow und Orsini, die ungleichen Ermittler, sowie eine mandeläugige Killerin und der Tod. Das Jahr: 1889. Der Ort: Berlin.

Thronfall ist Axel Simons drittes Buch um die detektivischen Abenteuer des Gabriel Landow. Und wieder verschlägt es den Ermittler in die höchsten Kreise. Diesmal lässt uns Simon längere Zeit Wilhelm dem Zwoten lauschen und an dessen Itzig-oder-Witzig-Spiel teilhaben. Antisemiten muss man auch sonst nicht lange suchen im Kaiserreich des Jahres 1889. Gegen den Judenhass hilft es auch nicht viel, wenn jemand sich eher als Fabrikant, Ehebrecher und Melancholiker sieht denn als Jude. In Berlin gehen außerdem Attentäter um. Vorerst fliegen nur Gegenstände in die Luft, aber ein Bekennerbrief verkündet: “Ein Arbeiter verdient 600 Mark im Jahr. Ein Kaiser verdient den Tod.” Ist Seine Majestät etwa in Gefahr? Zum Glück hat Landow noch seinen Sonderermittler-Ausweis.

Landow und Orsini hat sich diesmal ein Schimpanse zugesellt, der sich in einem entscheidenden Moment zu Hochform aufschwingt – im Wortsinn. Und damit Leben rettet und Schicksale wendet. Wieder hat der Autor selbst die Nebenfiguren liebevoll gezeichnet und zu einem plastischen Panorama des Deutschen Kaiserreichs zusammengestellt. Auch August Bebel tritt auf und wird zum Anlass für sehr viel Cointreau und einen kalten Entzug beim Pathologen. Bei aller Schwere der Gefahr bleibt die Tonalität beschwingt. “Houston, wir haben ein Problem” ist hier nicht an die NASA gerichtet, sondern an Houston Stewart Chamberlain, Aristokrat, Wagnerianer, Antisemit und zu Gast beim Kaiser-Intimus Graf Eulenburg. Im Vergleich zu den beiden vorigen Landow-Büchern stolpern in diesem die Zufälle allerdings so häufig übereinander, dass sie nur geschicktes Abrollen vor größeren Schäden bewahrt.

Axel Simon gibt seinem Affen Zucker. Den Leser freut’s.

Das Buch ist bei Rowohlt erschienen, hat 384 Seiten und kostet 20 Euro. Der Link im vorigen Satz führt auch zu einer Leseprobe.

Vom selben Autor:
Rezension “Eisenblut
Rezension “Goldtod”

 

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