An der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin-Hellersdorf steht ein neues Gedicht. Es ersetzt ein Gedicht Egon Gomringers, dessen Versen Sexismus unterstellt wurde.
Das neue Gedicht stammt von Barbara Köhler. Die 1959 im sächsischen Burgstädt geborene Lyrikerin erhielt den Alice Salomon Poetik Preis (Eigenschreibweise) 2017. Die jetzigen Verse lauten:
SIE BEWUNDERN SIE
BEZWEIFELN SIE ENTSCHEIDEN:
SIE WIRD ODER WERDEN GROSS
ODER KLEIN GESCHRIEBEN SO
STEHEN SIE VOR IHNEN
IN IHRER SPRACHE
WÜNSCHEN SIE IHNEN
BON DIA GOOD LUCK
Einzelne Buchstaben des Vorgänger-Gedichts sind in Umrissen unter dem neuen zu erkennen. Auf einer Tafel im Sockelbereich erläutert die Künstlerin dies als Fortsetzung der öffentlichen Debatte. Sie fordert die Leser außerdem auf, das sprachlich unkorrekt erscheinende “Bon dia” zu hinterfragen, ob es nicht aus einer anderen Sprache stamme, zum Beispiel dem Katalanischen. Auf einer weiteren kleinen Tafel ist das Gomringer-Gedicht abgebildet und eine Zusammenfassung der Diskussion über die Vorwürfe.
Boa noite, Berlim. Das ist Portugiesisch und heißt “Manche Hochschule hat das Gedicht, das sie verdient.”
Siehe auch: Poesie erhebt
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Das vertriebene Gomringer-Gedicht hat mittlerweile Asyl an einer Hauswand der Wohnungsgenossenschaft “Grüne Mitte” in Hellersdorf gefunden. In einem offenen Brief beklagt Genossenschaftsvorstand Andrej Eckhardt, in Berlin gebe es eine Diktatur der Schreihälse, vor denen Politik und Bildung Angst hätten.