Bild zeigt BuchcoverOst Places werden zu Lost Places, wie Andreas Metz in seinem Fotoband schreibt. Er hat sie fotografiert, die Fresken, Fabriken, Wohnhäuser, Gaststätten, Kinos. Die geköpfte Statue des Chemiearbeiters in Rüdersdorf und die heile des Bauarbeiters am Alexanderplatz.

Dass heute in der ostdeutschen Psyche nicht alles heil ist, hat laut Metz auch eine Ursache im respektlosem Umgang mit den DDR-Überbleibseln. Metz, 1970 geboren in  Frankfurt (dem am Main), ist studierter Historiker und Volkswirt sowie ausgebildeter Journalist. Heute leitet er die Kommunikation eines Wirtschaftsverbands. Der seinen Sitz genau dort hat, wo in Berlin einst das Ahornblatt stand. Das ist ein längst abgerissener Bau des Architekten Ulrich Müther, älteren Berlinern noch als Betriebsgaststätte bekannt und nicht ganz so alten als Ort ihrer Schulspeisung. 30 Jahre nach Entschwinden der DDR begibt Metz sich auf Fototour und sieht nach, was aus ihren Bauwerken geworden ist, aus Kunstwerken und Alltagsrelikten. Er zeigt Müthers geretteten Teepott in Warnemünde und dessen Hyparschale in Magdeburg, die nach Jahrzehnten des Verfalls auf einen neuen Verwendungszweck wartet. Das 1959 erbaute Freilufttheater in Ralswiek ist mit den Störtebecker-Festspielen heute Deutschlands erfolgreichste Naturbühne. Während der 1969 eröffnete Kulturpark Plänterwald noch im Dornröschenschlaf liegt.

Bild zeigt Kunst am Bau

Kunst am Bau an einem Kindergarten in Prenzlauer Berg Anfang 80er Jahre. © Andreas Metz

Die Fotos sind mit kurzen Erläuterungen in Deutsch und Englisch hinterlegt. Präsentiert werden sie ohne Larmoyanz. Dass alte Geschichten von neuen überschrieben würden, sei normal, schreibt Metz in seinem Nachwort. Dass dies mit solcher Vehemenz und so stark von außen, von Westdeutschen, betrieben wurde, sei aber einmalig in der Welt. Das Buch beschließen Recherchetipps und ein Ortsregister.

Wer also Lust hat auf Blicke in alte, aufgegebene E-Werke, auf den Filmtreff mit Visionsbar, die Reste optimistischer Fresken und die eingeschlagenen Fenster, auf umgebaute Stadthallen, auf DDR-Kaufhausarchitektur, auf Rohrleitungsbrücken, auf sowjetische Ehrenmale, den letzten, denkmalgeschützten DDR-Zeitungskiosk, auf den Brunnen der Völkerfreundschaft, auf Straßenschilder mit alten Namen, auf Grenztürme und grenzenlosen Jubel im Stadion, der greife zu diesem Buch. Wenn Metz ein Foto mit Beton-Formsteinen dem im alten Westberlin gelegenen Lichterfelde zuordnet, ist das bei der Fülle des Materials nur ein Lapsus.

Von Ahlbeck bis Zittau – und vom Optimismus der Fünfjahrpläne, von blühenden und verdorrten Landsschaften.

Das Buch ist im Verlag Neues Leben der Eulenspiegel-Verlagsgruppe erschienen und kostet 19,90 Euro

Mehr Informationen:
Website des Autors

Siehe auch:
Netzwerk ostmodern
Neun Pfund DDR-Design

 

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