Blick auf das Foto Barbara Klemms "Oranienburger Straße", 1992

Die Ausstellung “In einem anderen Land” zeigt sehenswerte Bilder zwischen Werden und Vergehen. Fotografien wie Fotografen stammen mehrheitlich aus der DDR.

Die kommunale Galerie  Haus am Kleistpark in Berlin zeigt Fotos aus einem verstorbenen Land und verbindet sie mit Bildern des Aufbruchs.  „Transformationsprozesse an Beispielen zeitgenössischer Fotografie in Deutschland“ haben das die Kuratoren genannt. Ein sperriger Untertitel für ein Projekt mit Anspruch  – aber die ausgestellten Fotos von Tina Bara, Christian Borchert, Kurt Buchwald, Caroline Dlugos, Else Gabriel, Franz John, Barbara Klemm, Matthias Leupold, Manfred Paul, Rudolf Schäfer,  Erasmus Schröter und Maria Sewcz erzählen ihre eigenen Geschichten.

Bei mir länger hängenbleiben werden zum Beispiel Schäfers Fotos aus einer Serie von 1980 Der ewige Schlaf – visages des morts, in der Charité entstandene Porträts Verstorbener. Der ältere Mann, die junge Frau, Ruhe strahlen sie aus und Würde. Sind sie tatsächlich tot – oder sammeln sie sich nur? Oder vielleicht beides?  Der Bruderkuss zwischen Honecker und Breshnew vor zwei Reihen ordensgeschmückter Anzugträger, keine Frau, nirgends, 1979 von Barbara Klemm (FAZ) eingefangen. Zehn Jahre später dann Klemms Foto Fall der Mauer, auf dem ein Grenzsoldat entspannt zurücklacht zu den jungen Westberlinern auf dem Grenzwall, offenbar heilfroh über den sich abzeichnenden Ausgang des Geschehens. Am systematischsten der Veränderung auf der Spur war vielleicht Christian Borchert mit seinen Familienporträts, im Abstand von jeweils zehn Jahren aufgenommmen Anfang der 80er und der 90er Jahre. Wie haben sich die Menschen verändert, wie die Wohnungen, die Berufe?

Im Kontrast zu diesen Fotos, die wie verewigte Augenblicke wirken (“Verweile doch, du bist so …”) stehen andere, inszenierte Bilder, die eine joggende Muslima zeigen sollen, einen heldenhaften Eisenbahner oder nackte Frauen im Retro-Stil. Oder heißt der jetzt Vintage?

Die Nackten und die Toten und das Leben: In Berlin ist die Ausstellung noch bis Ende März zu sehen (Eintritt frei), danach  in Dresden und dann in Erfurt. Der Katalog zeigt außerdem weitere, nicht ausgestellte Fotos.

Website der Galerie

 

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