Eines der gegenwärtig interessantesten Experimente im Journalismus ist gerade in der Schweiz gestartet: das Onlinemagazin “Republik”. Es verzichtet auf Werbeeinnahmen und verspricht einen langen Atem für Qualitätsjournalismus.

Die Gründung des Magazins wurde von einem lauten Crowdfunding vorbereitet. Statt der anvisierten 3.000 Abonnenten (Preis für ein Jahres-Abo: 240 Franken, das sind gut 200 Euro) haben sich knapp 16.000 registriert. Mit diesen Erlösen und den Geldern von Investoren verfügt das Magazin über etwa 6,5 Millionen Euro. Das dürfte für zwei Jahre reichen.

Die “Republik” versucht, eine eigene Antwort auf die Krise im Journalismus zu finden: Wegbrechende Werbeerlöse setzen viele Redaktionen unter Druck. Sie werden personell ausgedünnt, kurzatmiger und anfälliger gegenüber der Versuchung, journalistische Inhalte und Werbung zu vermischen. Gleichzeitig kann in den Social Media jeder sein eigener Redakteur sein – bei der Jagd nach Klicks werden journalistische Sorgfalt und Wahrheit oft gleich mit erlegt.

Das neue Magazin will gegenhalten: mit gut recherchierten kurzen wie längeren Stücken, die täglich erscheinen und deren überschaubare Zahl die Zeit des Lesers nicht überfordert, mit exzellenter Recherche und mit langem Atem für große Themen. Über ausgewählte Artikel können die Abonnenten mit den Autoren auf der “Republik”-Plattform diskutieren. Die Startausgabe am Sonntag brachte unter anderem Texte zu  Facebook, Merkel und Trump: solide facettenreiche Artikel, aber keine journalistische Offenbarung. Eine treffende ausführlichere Einschätzung steht im Tages-Anzeiger.

Der Auftaktartikel der “Republik” über Facebook und Zuckerberg ist auch für Nicht-Abonnenten zugänglich.  Den im Tages-Anzeiger erwähnten Artikel über die Irrationalität von Entscheidungen hat Stimme der DDR über seine Facebook-Seite geteilt.

Ich bin gespannt. Einstweilen: Lang lebe die Republik!

 

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