- Welche Begriffe verbinden Sie spontan mit der DDR?
S50. Kollektiv. Neubaugebiet. Bevormundung. Sicherheit. - Woran erinnern Sie sich besonders gern?
Dave Brubeck mit “Take Five”, erlebt in Moskau. Die Band Pankow. “Die kahle Sängerin” im Theater. Die Kinderbibliothek. Das erste Jahr meiner Tochter. - Woran denken Sie ungern zurück?
An den ständig eingeforderten Dank an Partei und Staat für dieses und jenes.
- Wie verlief Ihr Berufsweg?
Wehrdienst, Studium, DDR-Ministerium (mit “Anti-Haltung” laut Stasi-Akte; das Leben ist bunt), totale Abwicklung, völliger Neuanfang. - Was haben Sie in der Freizeit getan?
Gelesen. Geschrieben. Mit Freunden auf dem Fahrrad oder Moped herumgefahren. Ferngesehen, Ost wie West. Das Westprogramm haben wir bei der wöchentlichen Programmvorschau mitgeschrieben. - Wen aus der DDR verehren Sie besonders und wofür?
Stefan Heym, Franz Fühmann, für ihre Werke und ihre Vita. Menschen, die das Sowohl-als-auch sehen. Verehrung ist ein großes Wort. - Was hat Ihre DDR-Vita besonders geprägt?
Das Studium in der Sowjetunion zu Zeiten von Perestroika und Glasnost. - War das Verhältnis von Männern und Frauen zueinander anders als heute?
Weniger Gender, mehr tatsächliche Gleichberechtigung. Frauen hatten einen Beruf, arbeiteten darin und waren dadurch ökonomisch unabhängig.
- Welche Meinung hatten Sie 1990 zur Wiedervereinigung?
Die DDR war zu einem absurden Theater geworden. Ich war für einen Intendantenwechsel und die Umstellung des Spielplans auf Realismus. Das Theater wurde abgerissen, die Immobilie verscherbelt.
- Welche Meinung haben Sie heute zum vereinten Deutschland?
Das Land der tausend Möglichkeiten. Dem aber offenbar eine DDR als Alternative fehlt, weil die Gewerkschaften jetzt nicht mal mehr mit dem großen bösen Bruder drohen können. So dass oft nur viereinhalb Möglichkeiten bleiben.
Und falls Sie noch Ihren Lieblings-Ostwitz loswerden wollen: nur zu.
Anfrage an Radio Jerewan: Stimmt es, dass der Dichter Majakowski Selbstmord begangen hat, und was waren seine letzten Worte?
Antwort: Ja, das stimmt. Seine letzten Worte waren: “Nicht schießen, Genossen.”
- Interessant? Danke. Dann teilen Sie doch den Text.
- Share on Linkedin
- Tweet about it
- Print for later
- Tell a friend
Nach Kategorien sortieren
Letzte Artikel
- Abgeschlossenes Sammelgebiet
- Ost-Identitäten als soziales Kapital
- Der Mäzen aus dem Waisenhaus
- Weltall, Erde, Mensch
- Vom unsichtbaren Visier in den Granatenhagel
- Mohren, Missionare und Moralisten
- Der Osten und das Unbewusste
- Füllt mir eure Daten in mein Säckel
- Vertrieben, zensiert, gefördert
- Eine Jugend in Prag
- Sprachstanzen und Gedankenmuster
- Nu da machd doch eiern Drägg alleene!
- Mit dem Rolli in die Tatra-Bahn
- Der Teufel in Moskau und im Nationaltheater Weimar
- Low noise? Dreht die Regler auf!
Stimmen-Tags
Beatles-Oldie Brigadier Broiler Bückware Dummheit Ellenbogen Gemischt-Sauna größtes Glück Hartz IV Hase im Rausch Hausbuch Hilbig Honecker intolerant Kollektiv komisch Konsum Mangelwirtschaft Mauer Mokkafix Neid Oertel Patenbrigade Pflaumenmus Pionier Russen Russisch S50 Scheiße Schwarz-weiß Sex Solidarität Sport Stagnation Stasi Stern-Recorder Stimme der DDR Titten-Bilder Trabi tragisch Vita-Cola Wende weniger verkrampft Westfernsehen Wilhelm PieckLetzte Kommentare
- Redaktion bei Ost-Identitäten als soziales Kapital
- André Beck bei Ost-Identitäten als soziales Kapital
- Redaktion bei Inzest und Liebe
- Redaktion bei Colegas estrangeiros: Mosambikaner in der DDR
- Mario Kluge bei Ein Denkmal der Arbeit