12.11. 2017 / Kunst mit Ostbezug lässt sich derzeit im Doppelpack erleben: Das Museum Barberini in Potsdam zeigt bis zum 4. Februar “Hinter der Maske. Künstler in der DDR.” Und das Bröhan-Museum in Berlin ist bis zum 21. Januar 2018 Gastgeber einer Ausstellung des Moskauer Design-Museums: “The Paper Revolution. Sowjetisches Grafikdesign der 1920er und 1930er Jahre.”
In Potsdam sollen 100 Werke von 80 Künstlern aus vier Generationen zeigen, wie Künstler im Spannungsfeld von Rollenbild und Rückzug “ihr Selbstverständnis und ihr Verhältnis zur vorgeschriebenen erzieherischen Aufgabe” reflektierten. Den solcherart erhobenen Zeigefinger (Diktatur!) bekommt die Ausstellung nie wieder ganz eingezogen, nützliche Fingerzeige sind aber dabei.
Die Einzel- und Gruppenporträts sowie Atelierbilder vereinen große Namen mit weniger bekannten: A.R. Penck, Willi Sitte, Werner Tübke, Walter Womacka, Strawalde, Wolfgang Mattheuer, Trak Wendisch, Stefan Plenkers, Evelyn Richter, … Ein Wiedersehen gibt es auch mit großformatigen Werken aus der Galerie im Palast der Republik, zum Beispiel mit Womackas “Wenn Kommunisten träumen”, einer Tour de Force mit Weltmeeren, dem All und zahlreichen Motiven, von einem an Rodins „Denker“ erinnernden Arbeiter über den abgestürzten Ikarus bis zum angedeuteten Panzerkreuzer Aurora. Ein imposantes Bild, dessen propagandistische Attitüde aber viele in der DDR von einer nähere Beschäftigung mit dem Werk abgehalten haben dürfte. Trak Wendischs “Seiltänzer”, der nicht Leichtigkeit, sondern Qual und Überdruss ausstrahlt, Tübkes kleines Porträt seiner Familie in Ritterrüstungen – die Ausstellung bietet ein breites Spektrum, in dem jeder Besucher seine Entdeckungen machen wird.
Eine halbe Autostunde entfernt zeigt in Berlin-Charlottenburg die Bröhan-
Ausstellung “The Paper Revolution” ebenfalls rund hundert Werke – Plakate, Postkarten, Zeitschriften, Bücher aus einer Zeit, als der Konstruktivismus die Kunst mit dem sozialen Zweck vereinen wollte. El Lissitzky ist natürlich dabei, Alexander Rodtschenko, Valentina Kulagina und viele weitere. Malewitsch ist mit einer Teekanne und Tasse vertreten. Die kleine Ausstellung ist schnell betrachtet, auch weil eine vertiefende Einordnung fehlt.
Museum Barberini
Bröhan-Museum
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