- Welche Begriffe verbinden Sie spontan mit der DDR?
Solidarität, Kollektiv, Schule der sozialistischen Arbeit, Aktivist - Woran erinnern Sie sich besonders gern?
Soziale Sicherheit, wir hatten mit 3 Kindern keine wirklichen Sorgen. Mein blinder Vater konnte als privater Musiklehrer auf die Dörfer fahren und Unterricht an geliehenen Instrumenten erteilen. - Woran denken Sie ungern zurück?
Schlangen - Wie verlief Ihr Berufsweg?
Abitur, Uni/Hochschule, Lehrtätigkeit, Direktor für Ökonomie im bezirksgeleiteten Betrieb/Kombinat Textilreinigung, 1989 erste Arbeitslose in der Stadt, nach der “Wende” Steuerberaterin - Was haben Sie in der Freizeit getan?
Familie, Wandern, Theater, Konzerte, Lesen, gesellschaftliche Arbeit - Wen aus der DDR verehren Sie besonders und wofür?
Daniela Dahn, für ihren Mut, ihre Intelligenz und ihre Konsequenz, die Ideale einer menschlichen Gesellschaft jenseits des Kapitalismus nicht aufgegeben zu haben - Was hat Ihre DDR-Vita besonders geprägt?
Meine Mutter, Freunde der Familie, ihr Beispiel hat mich dazu angespornt, mich überall zu engagieren, wo ich war. Ich war und bin der Überzeugung, dass nur eine sozialistische Gesellschaft ein menschenwürdiges Leben gewährleisten kann. Die Widersprüche zwischen Theorie und Praxis habe ich gesehen, aber lange daran geglaubt, dass sie überwunden werden können. Die fehlende Demokratie habe ich darauf geschoben, dass die meisten Menschen zu feige oder zu faul waren, sich zu engagieren.
Erst das Buch von Wolfgang Leonhard “Die Revolution entlässt ihre Kinder” hat mir die Augen darüber geöffnet, dass die fehlende Demokratie der Geburtsfehler des “realen Sozialismus” war. - War das Verhältnis von Männern und Frauen zueinander anders als heute?
Für mich war Gleichberechtigung selbstverständlich, wenn ich auch Defizite gesehen habe. Heute ist Gleichberechtigung mehr Fassade als wirkliches gesellschaftliches Anliegen.
- Welche Meinung hatten Sie 1990 zur Wiedervereinigung?
Ich hatte Angst davor, dass es so kommen könnte, wie es gekommen ist. - Welche Meinung haben Sie heute zum vereinten Deutschland?
Wir leben im entfesselten Kapitalismus, der vor Atomkrieg und Zerstörung der Erde nicht zurückschreckt. Ein gewaltiger Lügenteppich und die Konsumfixiertheit der Mehrheit verhindert, dass die meisten Menschen die Lage erkennen. Viele, die sie erkannt haben oder ahnen, was geschieht, verdrängen ihre Erkenntnisse, weil sie keinen Ausweg sehen oder sich nicht ins Abseits begeben wollen oder einfach ihr Leben als Konsumenten nicht gefährden wollen.
Die regierenden Parteien sind für die Spaltung der Gesellschaft verantwortlich, sind den Konzernen und den USA hörig und deshalb verantwortlich für die Gefahr des Wiederauflebens des Faschismus.
Verheiratet seit 44 Jahren, 3 Kinder. Ich bin geboren und lebe in Mecklenburg.
- Interessant? Danke. Dann teilen Sie doch den Text.
- Share on Linkedin
- Tweet about it
- Print for later
- Tell a friend
Nach Kategorien sortieren
Letzte Artikel
- Der Mäzen aus dem Waisenhaus
- Weltall, Erde, Mensch
- Vom unsichtbaren Visier in den Granatenhagel
- Mohren, Missionare und Moralisten
- Der Osten und das Unbewusste
- Füllt mir eure Daten in mein Säckel
- Vertrieben, zensiert, gefördert
- Eine Jugend in Prag
- Sprachstanzen und Gedankenmuster
- Erst durften sie nicht. Dann wollten sie nicht mehr.
- Mit dem Rolli in die Tatra-Bahn
- Der Teufel in Moskau und im Nationaltheater Weimar
- Low noise? Dreht die Regler auf!
- Das Unbewusste kennt keine Zeit
- Die Nation kehrt zurück
Stimmen-Tags
Beatles-Oldie Brigadier Broiler Bückware Dummheit Ellenbogen Gemischt-Sauna größtes Glück Hartz IV Hase im Rausch Hausbuch Hilbig Honecker intolerant Kollektiv komisch Konsum Mangelwirtschaft Mauer Mokkafix Neid Oertel Patenbrigade Pflaumenmus Pionier Russen Russisch S50 Scheiße Schwarz-weiß Sex Solidarität Sport Stagnation Stasi Stern-Recorder Stimme der DDR Titten-Bilder Trabi tragisch Vita-Cola Wende weniger verkrampft Westfernsehen Wilhelm PieckLetzte Kommentare
- Redaktion bei Inzest und Liebe
- Redaktion bei Colegas estrangeiros: Mosambikaner in der DDR
- Mario Kluge bei Ein Denkmal der Arbeit
- Ingeborg bei Ein Denkmal der Arbeit
- Redaktion bei Als Mutti früh zur Arbeit ging