Ostdeutsche und Spitzenpositionen, das scheint wie mit den Reichen und dem Himmel. Oder den Kamelen und dem Nadelöhr. Obwohl, Ostdeutsche und reich.

Gregor Gysi (Die Linke) zitiert das Grundgesetz: “Bei den obersten Bundesbehörden sind Beamte aus allen Ländern in angemessenem Verhältnis zu verwenden.” Da Ostdeutsche kaum Führungspositionen in diesen Behörden innehaben, fordert er eine Ostquote. Auch die Taz findet eine Quote nicht abwegig und rechnet vor, dass Ostdeutsche bei einem Bevölkerungsanteil von 17 Prozent nur 1,7 Prozent der Spitzenjobs in Deutschland besetzen. Weitere Zahlen führt die Zeitschrift Die Zeit ein. Sie interviewt die Soziologin Naika Foroutan über deren gerade veröffentlichte Vergleichende Studie zu den Einstellungen gegenüber Muslimen und Ostdeutschen. Foroutan definiert den Begriff “Ostdeutscher” nicht nur geo-, sondern auch biografisch. Wenn jemand ostdeutsch ist, weil er und seine Eltern in Ostdeutschland geboren sind, beträgt der Anteil der Ostdeutschen an der Gesamtbevölkerung gleich nicht mehr nur 17, sondern 22 Prozent. Der Anteil Ostdeutscher in Leitungsfunktionen wäre dann vermutlich noch geringer, als ohnehin schon belegt.  Sogar bis in die Schweiz hat es das Thema Ostquote geschafft.

Wieso sind Ostler so selten weit oben? Forscher verweisen darauf, dass Eliten sich aus sich selbst heraus reproduzieren: Man stellt den ein, der einem ähnlich ist, weil man sich in ihm wiedererkennt. Entsprechend wenig Ostdeutsche sind an der Spitze von Bundesbehörden, Hochschulen, großen Unternehmen, Obersten Gerichten zu finden.

Was bisher kaum diskutiert wird: Womöglich verzichten manche Ostdeutsche auch freiwillig auf Führungspositionen, weil das Business-Theater sie unangenehm an die DDR erinnert. Die Skandale um den Betrug bei Auto-Abgasen, um die Verstrickung staatlicher Dienststellen in die NSU-Morde, um die Abhörmethoden der NSA stehen für eine Praxis in Betrieben und Behörden, die Ideale oft nur noch behauptet.

Kommt die Ostquote? Womöglich als Regelung für Bundesbehörden. Eine Quote für “die Wirtschaft” wäre weder durchsetzbar noch wünschenswert. Aber schon die Diskussion ist wichtig für den Osten. Ach ja, Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen gibt es dieses Jahr natürlich auch.

 

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