Das Albertinum in Dresden zeigt Ostdeutsche Malerei und Skulptur aus eigener Sammlung. Und das Kunstgewerbemuseum im Schloss Pillnitz widmet sich mit großformatigen Fotos der Zeitschrift Sibylle. Hingehen!
Ja, es guckt noch immer so verhalten optimistisch wie 1962, Walter Womackas junges Paar “Am Strand”. Bei der Präsentation auf der Fünften Kunstausstellung in Dresden hatten es die Besuchern zum beliebtesten Bild gewählt. Seitdem wurden über drei Millionen Reproduktionen verkauft. Jetzt hat es den Weg zurück an seine alte Ausstellungsstätte gefunden – zusammen mit vielen anderen Bildern und Skulpturen, entstanden von 1949–1990. Zustandegekommen ist diese Sonderausstellung, weil Dresdener Bürger es nicht länger hinnehmen wollten, dass künstlerische Vergangenheit dauerhaft im Depot verschwunden schien.
Der Gang durch die chronologisch geordnete Ausstellung ist ein Gang durch die DDR-Kunstgeschichte, durch Förder- und Ankaufpolitik und durch eigene Erinnerungen. Harald Hakenbecks “Peter im Tierpark” hängt dort, Willi Neuberts “Schachspieler”, Tübkes “Sizilianischer Großgrundbesitzer mit Marionetten”, Mattheuers “Flucht des Sisyphos”. Auch der später als Digedags-Zeichner berühmt gewordene Hegenbarth ist vertreten.
Wie es wohl der “Zimmerbrigade Schirmer” ergangen sein mag, von Tübke 1972 im andachtsvollen Renaissancestil verewigt? Kommen die Enkel und betrachten gerührt ihre Opas im Museum? Texte neben den Bildern geben kurze Informationen. Der Rest bleibt dem Auge des Betrachters überlassen. Und so kann jeder selbst entscheiden, ob er das Bild “Dialog I” als propagandistisches Lob für den Wohnungsbau interpretiert. Oder ob der Regenbogen dort eher für eine Utopie steht, die noch eingelöst werden muss.
Was meiner Begleiterin aufgefallen ist: Unter den ausgestellten Künstlern sind kaum Frauen.
Sibylle: Stil im Großformat
Auch elbaufwärts in Pillnitz hat man es derzeit mit der DDR: Das Kunstgewerbemuseum zeigt SIBYLLE 1956–1995. Zeitschrift für Mode und Kultur. Die Sibylle sei das gewesen, was heute die Brigitte sei, meint das Museum – vermutlich ein Erklärungsversuch für Restdeutschland. Aber die Sibylle ist die Sibylle ist die Sibylle, auch wenn sich Typografie, Layout und Stil in den Jahrzehnten verändert haben. Die Ausstellung zeigt 13 der Sibylle-Fotografen, darunter Günter Rössler und Rudolf Schäfer. Atelier-Aufnahmen, Shootings im Freien, manchmal blitzt ein Busen. Auf einem Bild posieren Models, die damals Modelle oder Mannequins hießen, neben Kumpeln mit kohleschwarzen Gesichtern. Gelungen sieht die Mode aus, schick und gut tragbar. In die Geschäfte hat sie es so eher selten geschafft.
Die Sibylle-Ausstellung ist nur noch bis zum 4.11. zu sehen, die Ausstellung im Albertinum bis zum 7.1.2019.
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