Heute vor 40 Jahren flog Sigmund Jähn als erster Deutscher ins Weltall. Zusammen mit Waleri Bykowski und der Raumkapsel Sojus 31 dockte er an der russischen Raumstation Saljut 6 an. Nach 125 Erdumkreisungen und knapp acht Tagen war Jähn wieder auf der Erde zurück.

Natürlich hatte die DDR ihre offiziellen Helden. Es gab die antifaschistischen Widerstandskämpfer. Es gab den Rummel um Akkord-Arbeiter wie den Bergmann Adolf Hennecke (24,4 m³ Kohle statt der üblichen 6,3) und die Weberin Frida Hockauf (“So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben”, gern persifliert als “So wie wir heute arbeiten, werden wir das Morgen nicht erleben.”) Es gab den Titel Held der Arbeit ­– nach einigen Angaben an maximal 50 Personen pro Jahr vergeben, nach anderen insgesamt 3.700-mal von 1950-1989, was jährlich 100 neue Helden wären. Es gab die verdienten Genossinnen und Genossen der Partei- und Staatsführung. Praktischerweise waren sie oft ebenfalls Helden der Arbeit, gern auch mehrfach. Und es gab Sportler wie den Marathonläufer Waldemar Cierpinski (Reporter Heinz Florian Oertel: „Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar!“)

1975 führte die DDR schließlich als höchste staatliche Auszeichung den Ehrentitel Held der DDR ein. Er wurde 17 mal vergeben – an elf unterschiedliche Empfänger. Sieben davon gehörten zur Regierungsnomenklatura. KPdSU-Generalsekretär Breshnew erhielt die Auszeichnung gleich dreifach, Armeechef Hoffmann, Stasi-Chef Mielke und Chefchef Honecker doppelt. Die anderen vier waren Kosmonauten. Unter ihnen als einziger Deutscher Sigmund Jähn.

Auszeichnungen und Ehrungen in der DDR waren mal mehr, mal weniger, mal gar nicht berechtigt. Die Propaganda darum hat sie in den Augen vieler generell entwertet. Mit einer Ausnahme: Sigmund Jähn ist vermutlich der einzige unter den Ausgezeichneten, der tatsächlich allseits verehrt worden ist und im Osten immer noch verehrt wird. Wozu nicht nur seine grandiose Leistung beigetragen hat, sondern mindestens genauso seine bescheidene Art, die ihn auf tönende, großsprecherische Reden verzichten lässt.

Nach seinem Flug beförderte die NVA den Flieger Jähn vom Major zum Oberst. Er leitete das Zentrum für Kosmische Ausbildung der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung, promovierte und wurde bei der Wiedervereinigung als Generalmajor aus der NVA entlassen. Auch durch Fürsprache seines westdeutschen Astronautenkollegen Ulf Merboldt (1983 der zweite Deutsche im All) hat er dann noch die Europäische Weltraumagentur ESA und das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR beraten. Im Westen kennt ihn trotzdem kaum jemand – er war für den falschen Staat im Kosmos.

Sigmund Jähn lebt in Strausberg bei Berlin. Hoch lebe Sigmund Jähn!

 

One Response to Rocket Man, Towarischtsch Kosmonawt

  1. Redaktion sagt:

    Sigmund Jähn ist am 21. September verstorben. Er wurde 82 Jahre alt. Ein Großer ist gegangen.

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