Mecklenburg an der Grenze zu Brandenburg, kurz nach der Wende. Eine junge Holländerin zieht in ein altes Gehöft, das Freunden aus Berlin gehört. Einen Hund zur Gesellschaft, schreibt sie die Geschichte der Gegend und stützt sich dabei auf alte Chroniken, Briefe und vor allem Gespräche mit Bewohnern. Das ist immer spannend und manchmal deprimierend, weil sich das Leben anscheinend oder scheinbar gern im Kreise dreht.

Auf Deutsch erschienen ist das Buch bereits 2009, entdeckt habe ich es erst jetzt. Die Autorin, eine Journalistin und Übersetzerin, hat ihre Geschichte so verfremdet, dass Ort und Namen unkenntlich sind – so steht Blankow für eine ganze Gegend.  Steinreich seien sie, scherzen die Bauen dort und meinen damit die Steine, die sie regelmäßig von ihren kargen Äckern holen müssen, weil das Grundwasser sie nach oben gedrückt hat. De Bok gibt en passant einen Abriss über den Bauernstand, vom Junkertum über das Aufsiedlungsprogramm der Nazis bis zur Bodenreform nach Kriegsende. Als Flüchtlinge von jenseits der Oder auch nach Blankow kommen und die Einwohnerzahl verdoppeln. Zusammen mit ihnen kommen die Befreier und Besetzer mit ihrem  “Uri, Uri” und “Komm , Frau.”  Vergewaltigt werden immer nur die Frauen aus den anderen Familien, schreibt de Bok. 16? 82? “Komm, Frau.” Die Verheißung einer Gerechtigkeit, in der die Menschen das Land auch besitzen, das sie beackern, endet mit der Kollektivierung, als die Kreisleitung der Partei zum alles reglementierenden de-Facto-Grundbesitzer wird.  Die Blankower gehen in den Westen oder richten sich ein.  Pauline de Bok rückt ihnen auf die Pelle und lässt sich ihre Geschichten erzählen, vom Krieg und von der Hoffnung, vom harten Arbeiten und von der Liebe. Daneben steht die Geschichte, wie sie sich im Gehöft einrichtet, dem Boden ein Gemüsebeet abringt, über Felder streift und Abgründe in sich selbst bekämpft: “Ich muss mich gegen meine eigene Galle wehren.”

Täter oder Opfer, es gibt keine klare Trennlinie.  Menschen werden in die Welt geboren und suchen sich die Heimat, die ihnen möglich ist.

 

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