Das Kollektiv Staub zu Glitzer hat am Freitagabend die Volksbühne in Berlin besetzt. Die Intendanz des Theater am Rosa-Luxemburg-Platz war diesen Sommer von Frank Castorf zu Chris Dercon gewechselt.
Der neue Intendant ist umstritten, weil er statt eines Theaters mit festem Ensemble und Spielplan Gastspiele bevorzugt. Seine Kritiker befürchten deshalb eine “Eventisierung”. Erste Vorführungen im Theater hat Dercon für November avisiert.
Die Besetzung richtet sich nach Angaben von Staub zu Glitzer nicht gegen Dercon als Person, sondern gegen die Gentrifizierung von Berlin. Sie sei eine transmediale Theaterinszenierung. Das Theaterhaus stehe als Symbol für Stadtentwicklung und solle als widerständiger Ort erhalten bleiben. Geplant sei unter kollektiver Intendanz ein Ort für freie Theatergruppen, stadtpolitische Initiativen, aber auch ein Parlament der Wohnungslosen. Die Schauspieler und Regisseure der Castorf-Ära wurden zur Mitwirkung eingeladen. Chris Dercon solle sein aus Landesmitteln finanziertes Projekt am Flughafen Tempelhof fortführen.
Die Besetzung verlief friedlich. Die von Teilen der Presse erwähnten Zerstörungen des Gebäudes habe ich persönlich gestern Nacht nicht bemerkt.
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Nach sechs Tagen Besetzung hat die Polizei am Donnerstag auf Anforderung von Intendant Dercon die Volksbühne geräumt. Von den zum Zeitpunkt der Polizeiaktion anwesenden rund 60 Besetzern verließen viele freiwillig das Gebäude. Nach Angaben der Polizei wurden 21 Personen von ihr herausgeleitet, fünf davon getragen. Zuvor hatten die Besetzer die Abstimmung über ein Kompromissangebot von Intendanz und Kultursenator vertagt. Dieses hätte vorgesehen, dass die Besetzer den Grünen Salon und den Pavillon der Volksbühne für ihre Zwecke nutzen könnten. Der Grüne Salon ist ein 200 Quadratmeter großer Raum mit etwa 100 Sitz- oder 250 Stehplätzen. Der Pavillon ist ein kleines Gebäude, das zuvor als Buch- und Souvenirshop genutzt wurde.
Was bleibt von der Besetzung? Vielleicht der Fingerzeig, dass sich viele Berliner von der Stadtpolitik nicht berücksichtigt fühlen – ob kulturell oder auf dem Wohnungsmarkt.