Sommerzeit ist Grillzeit. Und zur Wurst gibt’s Bautz’ner Senf. Den guten aus dem Osten. Wobei …
So richtig schmeckt er derzeit nicht. Die Bautzener Belegschaft war gestern im Warnstreik. Ihre Löhne sind 35 Prozent geringer als die beim Mutterkonzern. “Die Wertschätzung ist gleich Null”, zitiert der MDR eine Mitarbeiterin.
Die Bautzener gehören zur Develey Holding GmbH & Co. Beteiligungs KG, Sitz in Unterhaching/Bayern. Deren Eigentümerfamilie erwarb die neue Zweigstelle 1992 von der Treuhand. Firmenchef Michael Durach ist 2019 von einer großen Beratungsgesellschaft als Entrepreneur des Jahres ausgezeichnet worden. “Bei Develey verbinden wir unsere traditionellen Werte als Familienunternehmen mit innovativen Ideen”, kommentierte damals ein Vertreter der Familie.
Auch andere bekannte Ostmarken sind mittlerweile in gepflegten Westhänden. Ich mochte damals Club-Cola ganz gern: Die Marke gehört heute der RhönSprudel-Gruppe, Sitz im Landkreis Fulda. Quick-Cola: Hassia-Mineralquellen, Bald Vilbel, Hessen. Hasseröder Bier: Anheuser-Busch InBev, Belgien. Schlager-Süßtafel: ehemals bei Rotstern, dann bei der Holding Ost Com, Sitz Schweiz, jetzt bei der Goldeck Süßwaren GmbH, eine Gründung aus westdeutscher Hand mit Sitz in Leipzig.
Rotkäppchen (Management-Buyout) oder Quick-Cola (Markenrechte beim ostdeutschen Erfrischungsgetränkehersteller Duphorn & Franke), sind Ausnahmen von der Regel. Die Treuhand hat zu 85 Prozent in westdeutsche Hände privatisert, zu 10 Prozent in ausländische. Und so ist auch der Bautz’ner Senf nach Bayern gelangt.
Und da sage noch einer, es sei nach der Wende nicht erwünscht gewesen, dass die Ostdeutschen ihren Senf dazugeben.
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