Ab Freitag zeigt RTL wieder das Dschungelcamp Ich bin ein Star – holt mich hier raus. Teilnehmer an dieser 14. Staffel der Fernsehshow ist auch Günther Krause.
Krause ist jener Herr, der seitens der DDR den Einigungsvertrag verhandelte. Oder eher: die Kapitulationsurkunde unterzeichnete. Er amtierte ein paar Jahre als Bundesminister und trat wegen diverser Affären zurück. Danach ging er mit einer Beratungsfirma pleite und stand vor Gericht wegen einer Melange aus Insolvenzverschleppung, Betrug und Steuerhinterziehung. Das Urteil: 14 Monate auf Bewährung. Krauses Eintrag auf Wikipedia wirkt überraschend positiv, so dass dahinter eine PR-Firma vermutet werden darf.
Von der DDR-Gruft in den Kakerlaken-Sarg
Im Dschungel Australiens bringt RTL jährlich eine Mischung aus Achtel-Prominenten sowie Altstars zusammen und hofft dabei auf Zoff und Quote. Teilnehmer mit ostdeutschen Wurzeln waren zum Beispiel der Schauspieler Winfried Glatzeder („Die Legende von Paul und Paula“), „Malle-Jens“ Büchner (Auswanderer-Soap „Goodbye Deutschland“) und die Reality-Show-Darstellerin Melanie Müller (Dschungelcamp-Siegerin 2014). Im Camp müssen die Teilnehmer Prüfungen bestehen, bei denen sie mit Kakerlaken überschüttet werden oder Buschschwein-Vagina essen. Amüsiert bis hämisch kommentiert und begleitet werden diese Aktionen von den Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich (bis 2012: Dirk Bach, unvergessen).
In diesem Jahr haben die Buschfeuer in Australien auch zu einem Lagerfeuer-Verbot im RTL-Camp geführt. Der Sender muss sich also etwas Neues ausdenken, damit Teilnehmer-Pärchen nachts Gelegenheit für Geständnisse und zum Lästern haben.
Was wird Krause Krauses erzählen? War auch er ein bedauerliches Opfer der Verhältnisse? Gesteht er den Empfang von Schmiergeldern für die Vergabe von Raststätten-Lizenzen? Wie hat er, CDU-Mitglied seit 1975, den Unrechtsstaat unterminiert? Und wird er jenen Humor ausstrahlen, der unvermeidlich scheint, sobald nachlassende Libido auf vergrößerte Busen trifft? Ich bin gespannt.
Mehr Informationen:
RTL-Website der Sendung
Gundermann-Song “Terminator 1″ (“Günthi Krause ist Minister”)
Nachtrag am 23.1.2020: Krause verließ das Camp bereits nach einem Tag unter Angabe gesundheitlicher Probleme. Das lässt auf einen Deal mit dem Sender schließen. An dem einen Tag schaffte er es
- sich seiner Bekanntschaft mit Angela Merkel zu rühmen,
- sich seiner Fähigkeiten als Leader zu rühmen, weil er als Verkehrsminister auch Chef für 500.000 Bahn-Angestellte war,
- die spanischstämmige Leichtbekleidete im Camp mit der ukrainischstämmigen Leichtbekleideten zu verwechseln und auf Russisch anzuradebrechen.
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