In der ersten Geschichte ist ein Kind tot; die Arbeiter des Grünflächenamts können da auch nichts mehr machen. In der letzten schreibt Willi Bredel, „einfacher Arbeiterschriftsteller“, in Moskau eine Geschichte über Klaus Störtebeker.
Und wird von seinem Schriftsteller- und Funktionärskollegen Alfred Kurella darüber belehrt, dass es den doch vermutlich gar nicht gegeben habe. Und war er nicht ein anarchistischer Aufrührer, vom dem es sich selbstkritisch zu distanzieren gilt? Ulbricht will schließlich “Was Lustiges, Genosse!” “Wie würde man sich … an ihn erinnern?”
Clemens Meyer, Jahrgang 1977 und geboren in Halle/Saale, tupft seine Erzählungen als präzise beobachtete oder imaginierte Miniaturen hin, deren Helden dem Leser seltsam vertraut wirken. Es sind einsame, ein wenig traurige Menschen, die sich auf ihrer Kreisbahn ums Leben begegnen, ehe es sie wieder wegtreibt zu anderen Gestirnen: die Grünflächenpfleger und die Heimatlosen, der Wachmann und die Fremde im Wohnheim, die Putzfrau und die Friseurin (aber nicht aus dem Supercut, “da arbeiten doch nur die jungen Hühner”), der Auftragsbearbeiter des Kurierdiensts und die alte Frau, die ihn für seinen Enkel hält oder auch nur so tut. Dieses Sujet erinnert von fern an Meyers Adrenalin-Roman “Als wir träumten”, dessen Clique sich bei einer alten Frau eingenistet hatte, aber hier sind Situationen und Rhythmen völlig anders.
In Wolfen wurden Wolfsmenschen gesehen. Und haben wir nicht alle in der Disco zu “Lady in Black” getanzt, vor hundert Jahren? Ein Buch mit vielen berührenden Momenten.
Die stillen Trabanten ist 2017 bei Fischer erschienen und kostet 20 Euro. Das Deutsche Theater Berlin hat die Erzählungen für die Bühne adaptiert, die Vorstellungen bis Ende des Jahres sind ausverkauft.
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