Die neue Sammlungsbewegung von Sahra Wagenknecht, Co-Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, zeigt schon mal eine Website vor: Aufstehen.de. Am 4. September soll sich die Bewegung dann offiziell gründen.
#Aufstehen. Die Sammlungsbewegung will als linke Plattform soziale Themen und die Friedenssicherung in den Mittelpunkt der Diskussion holen. So wollen Wagenknecht und ihre Unterstützer Wähler zurückgewinnen, die den drei mehr oder weniger linken Parteien Die Linke, SPD und Bündnis 90 / Die Grünen auf ihrem Marsch an die Futterkrippen der Macht verlorengegangen sind. Gleichzeitig will #Aufstehen das Thema Migration nicht der AFD überlassen.
Bislang haben sich nach Angaben von Wagenknecht 50.000 Unterstützer registriert. Ihr Programm soll die Bewegung dann nach der Gründung erhalten – nicht von oben verordnet, sondern von unten in Diskussionen entwickelt.
Die Website der Sammlungsbewegung zeigt bislang knapp 20 Videos von (vorrangig oder ausschließlich westlich sozialisierten) Unterstützern, die mal mit ihrem Beruf (“Pastor”, “Kfz-Mechatroniker”), mal mit ihrem gesellschaftlichen Engagement (“Tierschützer”, “Elterninitiative”) vorgestellt werden. Damit will #Aufstehen offenbar eine breite Verankerung andeuten. Die bis zu drei Minuten langen Filmschnipsel wirken oft weitschweifig und die unterlegte Musik rückt die Statements in die Nähe einer Scripted-Reality-Soap.
Vertreter von #Aufstehen sollen laut Plan später auf Listen von Parteien kandidieren können. Wie das funktionieren soll, ist völlig offen. Ein Anti-Hartz-IV-Aktivist neben einem VW-Lobbyisten auf einer SPD-Liste in Niedersachsen?
Auch beim Begriff “Bewegung” (“Werde Teil der Bewegung”, fordert die Website) sollte #Aufstehen vielleicht noch einmal nachdenken. Was in Frankreich locker durchgeht, ist in Deutschland historisch belastet. Oder wie Victor Klemperer in seinem Standardwerk über die Sprache des Dritten Reiches “LTI” schreibt: “So sehr ist Bewegung das Wesen des Nazismus, dass er sich selber geradezu als ‘die Bewegung’ bezeichnet, und seine Geburtsstadt München als ‘die Hauptstadt der Bewegung’, und dass er, der sonst für alles ihm wichtige nach tönenden, nach gesteigerten Worten sucht, das Wort Bewegung in all seiner Schlichtheit belässt.”
“Aufstehen” dagegen scheint unbedenklich. “Aufsteh’n, aufsteh’n, immer wieder aufstehen, so ist nun mal unser Lebenslauf. Komm, steh auf“, das forderte schon der große Revolutionär Peter Alexander. Es bleibt spannend.
Die Website #Aufstehen
Peter Alexander, Aufsteh’n (Youtube)
Passend dazu in diesem Blog: Demokratie jetzt
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