Am Donnerstag beginnt die Fußball-WM. Haben Sie Ihr Auto schon korrekt beflaggt?

32 Mannschaften in acht Gruppen, und am 15. Juli ist eine davon Weltmeister. Gastgeber Russland dürfte froh sein, wenn er die Vorrunde übersteht und es wenigstens bis ins Achtelfinale schafft. Titelverteidiger Deutschland ist noch nicht in Form, hat aber den Ruf, sich im Laufe eines Turniers zu steigern. Frankreich und Brasilien machen sich ebenfalls berechtigte Hoffnungen auf den Titel. Und natürlich gibt es das wie immer hoffnungsvolle England, den ewigen Geheimfavoriten Belgien, Messis Argentinien, die Spanier mit ihrem exzellenten Mittelfeld …

Den Sport in die Wüste geschickt
Könnte spannend sein, aber: Bei vielen Fußballfreunden wird die Vorfreude auf solche Turniere von Mal zu Mal geringer. Das hat mit der FIFA und der UEFA zu tun. Die beiden Verbände unternehmen alles, um ihre Gewinne zu maximieren, und der DFB ist immer mittenmang dabei: Torraumtechnologie und Videobeweise sollen den profitverderbenden Zufall in den Griff bekommen. Die folgende WM wird im Wüstenstaat Katar stattfinden. Und im Herbst beginnt mit der neuen Nations League ein weiterer Geldverdien-Bohei. Premium-Sponsoren verkaufen in Bannmeilen ihre Brausen und Zuschauer sind vor allem als telegene Masse gefragt: Choreos und Klatschpappen gut, Pyro böse. Gekaufte Sommer- und bald auch Wintermärchen. Man guckt noch hin, aber ist man mit dem Herzen dabei?

Zusätzlich nervt in diesem Jahr auch noch der Streit um Özil und Gündogan und deren Fotos mit dem türkischen Präsidenten. Stimme der DDR klärt gern die damit verbundenen generellen kniggerechtlichen Fragen:

  • Darf man als deutscher Nationalspieler mit ausländischen Wurzeln den Präsidenten aus der Heimat der Großeltern treffen, auch wenn der aktuell durch den Demokratie-TÜV fällt?
    Klar.
  • Sollte man ihm ein Trikot mit der Widmung „Für meinen Präsidenten“ überreichen?
    Nur, wenn man ihn wirklich, wirklich verehrt. Ansonsten: Bloß nicht.
  • Muss man als Deutscher vor dem Spiel die Nationalhymne mitsingen?
    Soweit kommt’s noch. Wer aber will: bitte.
  • Darf man als Zuschauer sein Missfallen über die Werbefotos mit Erdogan durch Pfeifen bei der Einwechslung der Spieler oder bei deren Ballberührungen ausdrücken?
    Ja, aber nur  bei den ersten ein, zwei Spielen nach dem Vorfall. Damit ist das Statement gesetzt. Wer danach noch dauerpfeift, ist vermutlich auch der Meinung, in der deutschen Nationalelf dürften von Rechts wegen nur Biodeutsche in dritter Generation spielen.

Apropos: Warum heißt die Nationalelf seit 2015 eigentlich  Die Mannschaft? Manche werten dies sogar als Hinweis auf die Abkehr von der Nation und die angeblichen Pläne von Eliten, eine Neue (supranationale) Weltordnung zu errichten. Die Antwort ist wie so oft im Leben viel einfacher, und natürlich hat sie wieder mit Geld zu tun: Ein Produkt braucht einen Namen, um vermarktet zu werden. Im Ausland war das Team bereits als La Mannschaft bekannt, zunächst in Frankreich, später haben es englische Medien übernommen.  So wie andere Teams Sbornaja (“Auswahl”, Sowjetunion/Russland), Squadra Azzurra (“Himmelblaue Mannschaft”, Italien), Seleção (“Auswahl”, Brasilien), Furia Roja (“Rote Furie”, Spanien), Les Bleus (“Die Blauen”, Frankreich) oder Elftal (“Elf”, Holland) genannt werden. Vermutlich vor allem von Journalisten, die in ihren Texten Wortwiederholungen vermeiden möchten. So wie manche Textakrobaten hartnäckig Dresden als Elbflorenz bezeichnen oder Berlin als Spreeathen.

Nennt man Paris nicht sogar das Chemnitz an der Seine?

 

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