Tanzen oder nix: Die russische Band Markscheider Kunst versetzte am Sonnabend den Klub Wabe in Berlin in Ekstase.

Wenn es gerecht zuginge in der Kunst, hätte die Wabe überquellen müssen. Dass nur 150 Leute gekommen waren, hatte aber auch sein Gutes: Es gab genügend Raum zum Tanzen, Schwitzen und Kalorienverbrauchen für die Anwohner aus der Thälmannpark-Gegend, für die schicken jungen Russinnen, die gestandenen Rocker, die Salsa-Mädels und alle weiteren anwesenden Liebhaber exzellenter Musik.

Markscheider Kunst aus St. Petersburg spielt eine extrem gut gelaunte Mischung aus Salsa, Ska, Reggae, Rumba, Bossa Nova, Cumbia und russischen Texten. Zwei Schlagzeug-Sets, Trompete und Posaune, Gitarren, Keyboards – es ist ein sehr druckvoller Sound, der sofort in die Beine geht. Die 1992 von Bergbaustudenten gegründete Band ehrt in ihrem Namen den Beruf des Markscheiders, eines Vermessungsingenieurs unter Tage. Sie fing als Rockabilly-Truppe an, schwenkte unter dem Einfluss ihres damaligen kongolesischen Frontmannes dann aber auf Afro-Rock und Latino-Sound um.  

Markscheider Kunst tourt durch die ganze Welt, spielte  im Vorprogramm von Manu Chao und The Skatalites. Die virtuosen Musiker beenden einen Song auch schon mal überraschend mit den Schlussakkorden von “Let it be”: Alles wird zusammengerührt, durchgeschüttelt und heiß serviert. Eine Schlagzeug-Battle, ein Gitarrensolo, bei dem das Publikum Zeige- und kleinen Finger zum Rockgruß der Teufels- oder Pommesgabel abspreizt – “Wabe” und “Wacken” fängt ja beides mit W an. Den Animator auf der Bühne gibt der bärtige Sänger und Gitarrist Sergej Jefremenko, der auch viele Texte beisteuert. Wobei die Verse nur den Hintergrund zur Befeuerung der guten Laune liefern und lyrische Tiefe vermeiden. Bei “Деньги” (“Geld”) heißt es im hypnotischen Reggae-Rhythmus:

Live im Klub Wabe

Live im Klub Wabe

“Здравствуйте, шалом, салам алейкум!
Здравствуйте, шалом, салам алейкум!
У меня нет денег, потому что нет денег.
У меня нет денег, потому что нет денег.
У меня нет денег, мне не надо, потому что нет денег.
У меня нет денег, потому что
Потому что… Деньги – это придуманный способ обмана,
Для растамана деньги – марихуана …

Frei übertragen:
“Seid gegrüßt, Shalom, Salam Alaikum.
Seid gegrüßt, Shalom, Salam Alaikum.
Ich hab kein Geld, weil ich kein Geld hab.
Ich hab kein Geld, weil ich kein Geld hab.
Ich hab kein Geld, weil ich keins brauche, weil ich kein Geld hab.
Ich habe kein Geld, weil, weil Geld ist ein ausgefuchster Betrug.
Für einen Rastaman ist Marihuana genug.”

Die Kunst ist oft ungerecht. Van Gogh konnte zeitlebens nur ein Bild verkaufen. Das erste Stück Georg Büchners wurde 48 Jahre nach seinem Tod aufgeführt. Der Kurzgeschichten-Meister Edgar Allan Poe starb an Alkohol, Opium und Depressionen und bitterarm. Hölderlin verbrachte die letzten 36 Jahre seines Lebens im Kampf gegen Tobsucht und Schizophrenie in einer vergitterten Turmstube über dem Neckar.

Lassen Sie es hier nicht soweit kommen. Markscheider Kunst gibt es auch auf CD.

Website Markscheider Kunst
Website Die Wabe
Kalorienverbrauchsrechner

 

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