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Am Sonntag demonstriert die AfD in Berlin. Gegendemonstranten und Medien machen ebenfalls mobil.

“Zukunft Deutschland”– unter dieser Überschrift ruft die AfD für Sonntagmittag zu einer “Großdemonstration” auf. Losgehen soll’s mit angemeldeten 10 000 Teilnehmern am Berliner Hauptbahnhof. “Machen Sie diesen Tag zu Ihrem Tag der Abrechnung mit der verantwortungslosen deutschen Politik und sind aktiv dabei, wenn wir ein deutliches Ausrufe-Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen darf“, heißt es in dem Aufruf. Für eine Partei, die Angst ums Deutsche hat, ist das ein bemerkenswert falsches Deutsch.

Auch die Gegenseite stellt sich auf und organisiert sich in (Stand heute) fünf Bündnissen: Reclaim Club Culture against Nazis (Berliner Klubszene), Anarche (Floß-Demo), Die Vielen (Theaterkunst-Verein), Stoppt den Hass – Stoppt die AfD (Parteien, Hochschulgruppen, Anwohner, Gewerkschaften, Vereine, Flüchtlingsrat, Türkischer Bund), We’ll come united (Flüchtlingsvereinigung).

Die AfD rechnet mit 2 500 – 5 000 Teilnehmern an ihrer Demo, die Club-Raver erwarten 14 000 Unterstützer, das tatsächliche oder vermeintliche Anti-Hass-Bündnis mehr als 10 000. Und Reconquista Internet, die Gründung des Fernsehsatirikers Jan Böhmermann (das ist der mit Erdogan und dem Gedichtschmäh) hat schon mal mit Eisblöcken und Grundgesetz die Eingänge der AfD-Zentrale blockiert.

Viele Verlagsmedien nehmen im Vorfeld Partei, indem sie AfD-Kritikern ausführlich das Wort geben. Sie skandalisieren außerdem die Meldung, dass ein AfD-Landesverband an bis zu 30 Demo-Teilnehmer je 50 Euro zahlen will, wenn sie ihre Teilnahme belegen können – der Betrag von 1.500 Euro war laut AfD ursprünglich für die Anmietung von Bussen vorgesehen. Die Berliner Zeitung erlitt sogar einen akuten Rückfall in ihre alten Zeiten als kollektiver Propagandist und Agitator und wählte als Überschrift “AfD zwingt Polizei zu Großeinsatz”.

Wie es am Sonntag ablaufen dürfte: 3 000 AfD-Demonstranten werden 15 000 Gegendemonstranten gegenüberstehen, die versuchen, sie an ihrem Demonstrationsrecht zu hindern – und der Rest der Dreimillionenstadt und der Republik  hat keine Lust auf einseitige Schuldzuweisungen, unreflektiertes Gebrüll und von der Polizei mühsam zurückgehaltene Besitzer alleiniger Wahrheiten.

Stimme der DDR greift deshalb die AfD-Mobilisierungsidee auf: Mangels Finanzen, mangels öffentlicher Förderung und mangels Refinanzierung lobt der Blog allerdings nur Sachpreise aus: für eine Nichtteilnahme an allen Demonstrationen. Unter den Lesern, die mit dem Einsenden eines Fotos beweisen, dass sie den Sonntagmittag friedlich irgendwo anders als auf einer der Demos verbracht haben, lost Stimme der DDR fünf Bücher aus. Zu gewinnen gibt es das zauberhafte “Handorakel und Kunst der Weltklugheit” Baltasar Graciáns in der Übersetzung Schopenhauers.

Die fünf Fotos und die Gewinner werden hier veröffentlicht (wie bei der Antwort auf die Zehn Fragen auf Wunsch auch nur mit Vorname oder Kürzel); der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Und die zur Übersendung der Gewinne benötigten Postanschriften werden sofort nach Erledigung des Zwecks wieder gelöscht.

 

One Response to Raver gegen AfD: Demo-Sonntag in Berlin

  1. Redaktion sagt:

    Bei den Zahlen lag Stimme der DDR nicht ganz richtig mit der Prognose: 5 000 versus 25 000. Viele Medien hoben in ihren Berichten die zahlenmäßige Überlegenheit der Gegendemonstranten hervor und dass die Demonstrationen “weitgehend friedlich” geblieben seien. 30 000 sind übrigens 0,8 Prozent der Einwohner Berlins.