Die Auswahl ist groß. In Berlin sowieso. Aber wo ist mein Stellplatz?

Der Internationale Kampftag der Arbeiterklasse, ausgerufen 1889 von der Zweiten Internationale auf ihrem Gründungskongress, in Deutschland gesetzlicher Feiertag seit 1933. Von den Nazis begangen als Tag der nationalen Arbeit, dann in Westdeutschland als Tag der Arbeit, in Restdeutschland als Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus. Mit dem Frieden hat es im Großen und Ganzen ja geklappt, mit dem Sozialismus eher nicht.

Es gibt genügend Gründe, morgen auf die Straße zu gehen. In Deutschland ist die Ungleichheit zwischen Gutverdienern und Einkommensschwachen laut einer französischen Studie ähnlich groß wie vor dem Ersten Weltkrieg: Die zehn Prozent Bestverdiener kommen auf 40 Prozent des Gesamteinkommens, die untere Hälfte der Bevölkerung teilt sich 17 Prozent. Die Fehlplanung des Berliner Flughafens kostet über eine Million Euro – am Tag.  Theater kann der Regierende Bürgermeister auch nicht. Dann gibt es ja auch noch die Unsocial Media (dislike). Und wie ist eigentlich diese Sache mit Snowden und der Überwachung ausgegangen? Und wie die andere mit dem Verfassungsschutz und der Mundlos-Zschäpe-Bande? Alles ein Skandal. Nein, ein SKANDAL.

Und was ist los am 1. Mai? In Berlin wie anderenorts die Demonstration des DGB. Dort hingehen, um Gewerkschaftsbürokraten bei sperrigen Reden zu lauschen? Hm. Dann lieber zu einer der zahlreichen Revolutionären Mai-Demos? “Ganz Berlin hasst die Polizei” und irgendwas mit Palästina, bei dem man nicht sicher sein kann, ob das jetzt noch Friedensbewegung ist oder doch schon Judenhass? Hm. Oder zum MyFest oder MaiGörli nach Kreuzberg, Köfte essen, sich von Besoffenen fernhalten und auf Taschendiebe achten? Hm.

Ich schwanke noch bei meinem persönlichen Stellplatz: Entweder ich male mir ein Transparent, auf dem irgendwas von Flughafen und Volksbühne steht, und gehe zum DGB. Oder ich verbringe den Tag dort, wo viel Ruhe und wenig Menschen sind.

Ist nicht die Familie die kleinste revolutionäre Zelle? Seinen eigenen Geist zu befreien, das haben schon die Beatles gefordert. Die Beatles, Ladies and Gentlemen! “Doch schwenkst du Bilder vom Steuermann Mao, schaffst du’s mit niemandem und auch nicht da wo.” Alright?

 

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