Wer sich für die Wirkung von Kommunikation interessiert, kann sich durch die Kommunikationstheorie lesen. Dabei wird er feststellen, dass Kommunikations-Erklärer zu schwer verständlichen Sätzen neigen. Oder er nimmt eine bequeme Abkürzung: den Dokumentarfilm The Artist is present über die Performance-Künstlerin Marina Abramović.

Der Film zeigt die Performance von Abramović im New Yorker Museum of Modern Arts. Die Künstlerin setzt sich dafür 2010 an einen Tisch im Atrium – drei Monate lang, sieben Stunden am Tag. Ihr gegenüber kann jeweils ein Besucher der Ausstellung Platz nehmen. Abramović sieht ihn nur an, schweigend. Gespräche sind untersagt. Nach maximal einer Viertelstunde wird es dann Zeit für den nächsten. Und nach 721 Stunden des stillen Sitzens und 1 565 Gegenübern ist die Performance beendet.

Das klingt langweilig? Ist es nicht. Die Leute stehen Schlange, um an den Tisch der Künstlerin zu kommen. Abramović geht jeweils kurz in sich und konzentrierte sich dann völlig auf ihren neuen Besucher. Und dann passiert Wunderbares: Die Leute sind tief bewegt, viele sogar zu Tränen gerührt. Offenbar weil es so selten ist, dass sich jemand ausschließlich auf sie fokussiert, ohne Verkaufsabsicht, ohne Überredungsversuche. Sie fühlen sich akzeptiert und verbunden.

Menschen wollen wahrgenommen werden, geschätzt und geliebt. Und nur wenn das geschieht, sind sie bereit und willens, andere Menschen wahrzunehmen, zu schätzen, zu lieben. Viel mehr gibt es nicht zu lernen im Grundlagenkurs Kommunikation.

Ostdeutsche waren lange Zeit Gegenstand flüchtiger Betrachtung und abschätziger Blicke. Ihnen wurde erklärt, wie sie hätten leben sollen. Ihnen wurde erklärt, wie sie leben sollen. Ihnen wurde bedeutet, wie uncool sie sind. Mittlerweile können sie darüber lachen, jedenfalls manchmal.

Auszug aus der Perfomance

 

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