Nach einem von Asylbewerbern verübten Tötungsverbrechen demonstrieren in Chemnitz als Erste rechtsradikale Hooligans. Später marschieren an deren Seite andere Rechte, aber auch Unpolitische mit, nach Schätzungen der Polizei 8.000. Eine Gegendemonstration bringt 3.000 Menschen auf die Beine. Das Gratiskonzert von Punkbands und Rappern „Wir sind mehr“ zählt dann 65.000 Zuschauer.

Was auffällt beim Kampf der Zahlen: Die allermeisten Menschen bleiben bei all diesen Veranstaltungen lieber zu Hause. Offenbar möchte die übergroße Mehrzahl weder bei den Rechtspopulisten und Rechtsradikalen noch beim Gegenbündnis mitlaufen. Von den 70 Organisationen, die zur Gegendemonstration aufriefen, hat jede 42,9 Menschen mobilisiert. Die gebrochene Zahl ist nur ein Statistikwert. Oder es waren nicht alle mit ganzem Herzen dabei. Und das trotz anwesender Parteiprominenz, wie Dietmar Bartsch (Die Linke), Cem Özdemir (Bündnis 90 / Grüne) und Martin Dulig (SPD).

Die meisten Menschen wollen einfach nur, dass der Gesetzgeber, die Regierung und die Verwaltung ihren Part des Deals einlösen, der dem Staat das Gewaltmonopol eingebracht hat: die Menschen zu schützen. Und zwar vor jeder Gewalt, ob sie von Asylbewerbern, Nazis, Linksextremen oder besoffenen Kirmesbesuchern ausgeht. Sie haben keine Lust auf Demos, bei denen es einem Teil der Demonstranten vor allem darauf ankommt, die Polizeikette zu durchbrechen und der Gegenseite aufs Maul zu geben.

Wenn der Staat sich sein Gewaltmonopol nicht zurückholt, helfen bald auch keine Konzerte mehr.

 

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