Ein Film, bei dem das Lachen im Halse steckenbleibt. Stalins Politbüro als durchtrieben-feige Knallchargen-Riege lässt frösteln. Am 18. August erscheint die DVD.
Der schottische Regisseur Armando Iannucci hat’s anscheinend nicht so mit Politikern. Schon seine Serie The Thick of it und der US-Nachfolger Veep zeigen Politik als Mischung aus Narzissmus, Inkompetenz und Fettnäpfchen. Mit seinem britisch-französischen Film The Death of Stalin (Der Tod Stalins) kommen Mord und Terror hinzu.
Radio Moskau überträgt die öffentliche Aufführung von Mozarts Klavierkonzert Nr. 23. Die Musik gefällt Stalin so, dass er eine Aufzeichnung möchte. Weil das Konzert nicht mitgeschnitten wurde, bricht Panik aus. Die Aufführung wird wiederholt, Stalin erhält seine Schallplatte. Und erleidet einen Schlaganfall, als er den beiliegenden Zettel liest, mit dem die Pianistin ihn beschuldigt, das Land in den Abgrund zu führen.
Ist er tot, ist er bewusstlos? Und welcher Arzt traut sich, das festzustellen? Geheimdienstchef Beria (Darsteller: Simon Russell Beale) und Chruschtschow (Steve Buscemi), im ZK nur für Landwirtschaft zuständig und deshalb unterschätzt, beginnen ein fintenreiches Gerangel um die Nachfolge an der Spitze der KPdSU und der Sowjetunion. Stalin-Stellvertreter Malenkow, Ex-Außenminister Molotow (Monty Pythons Michael Palin) und der stellvertretende Ministerpräsident Mikojan sind die potenziellen Verbündeten, Stalins Sohn Wassili ist ein betrunkener Störfaktor, Tochter Swetlana ein schutzbedürftiges Frauchen. Allerlei Täuschungen und Intrigen später fasst sich der narbengesichtige Draufgänger Marschall Schukow ein Herz, unterstützt die Verhaftung Berias und sorgt nach kurzem Verhör für die Erschießung.
Die Komödie ist eine böse Farce. Höchst gefährliche Opportunisten argumentieren im Interesse einer Moral, die dem heutigen Betrachter längst als verraten bekannt ist. Lachen mag wohl niemand, der Beria sagen hört, die Ehefrauen verhafteter “Staatsfeinde” würden “wie Nähmaschinen ficken” in der Hoffnung, ihre Männer freizubekommen. Manche der im Film beschriebenen Ereignisse, wie die Kampagne gegen jüdische Ärzte oder das wiederholte Konzert, fanden tatsächlich statt. Auch das Brieflein der Pianistin gab es, allerdings in Antwort auf eine finanzielle Zuwendung Stalins. Andere Abläufe sind komprimiert, wie die schnelle Hinrichtung Berias. In der Realität wurde er erst rund sechs Monate nach seiner Verhaftung zum Tode verurteilt.
Vielleicht wird ja nur ein so grotesker Film der grotesken Realität gerecht. Einer Realität, in der ein Außenminister Molotow noch verständnisvolle Worte für die Verhaftung seiner Ehefrau findet, als sie 1949 wegen Kontakten zu jüdischen angeblichen Nationalisten von Stalin ins Gefängnis geschickt wird.
Der russische Kulturminister Medinski hat eine Veröffentlichung des Films in Russland untersagt, weil die Zuschauer den Film als “beleidigende Verlachung der gesamten sowjetischen Vergangenheit” verstehen würden. Auf einer russischen Film-Website geben Zuschauer dem Film 7 von 10 Punkten.
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