In Dresden versammeln sich Leute unter einer merkwürdigen Abkürzung und demonstrieren gegen Islamisierung.  Gegendemonstranten ziehen gleichzeitig für Weltoffenheit durch die Straßen. Die Lage ist unübersichtlich, aber die Beißreflexe funktionieren:  “Lügenpresse”, “Rassisten”.

Die einen, eher linken und wenig arrivierten DDR-Bürgerrechtler meinen über Pegida, Jesus hätte gekotzt. Anderen wiederum wird angesichts dieser Meinung übel.  Und aus dem Guckrohr der hessischen Staatskanzlei sieht es so aus, als sei die DDR die Ursache für das Dresdner Allerlei.  Weil keine Ausländer und so.

Dass ausgerechnet in Dresden so viele Unzufriedene auf die Straßen gehen, könnte allerdings tatsächlich etwas mit der DDR zu tun haben. Vielleicht entwickeln Menschen mit Ost-Sozialisation eher eine Allergie dagegen, wenn “meinungsbildende Medien” schwarz-weiße Bilder zeichnen.  Warum es unter all den komplexen Problemen ausgerechnet die Ausländerpolitik ist, gegen die demonstriert wird, erkläre ich mir mit der Hoffnung eines gewieften Organisators auf besonderen Zulauf.  Burkas in der Fußgängerzone sind einfacher vorstellbar als eine neue Familien-, Steuer- oder Rentenpolitik.  Oder was meinen Sie?

Allen Freunden dieses Blogs  wünsche ich ein friedliches, gesundes 2015. Möge das neue Jahr glitzern und funkeln!

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2 Responses to Pegida, Ausländer und die DDR

  1. Peter Meyer sagt:

    Warten Sie nur 5 bis 10 Jahre ab, dann gehen die sogenannten Babyboomer in Rente. Da wird sich dann noch sehr viel Protestpotential entwickeln, nicht von den Jungen, nein von den Alten wird Widerstand ausgehen. Wer möchte schon als Rentner Flaschen sammeln, Flyer in der Nacht austragen, nur um die Existenz im Alter halbwegs zu sichern. Die Renten werden doch nur knapp über der Grundsicherung liegen. Diese dubiosen Proteste sind nur ein Ventil, werden auch von den Politikern NOCH geduldet, aber irgendwann wird dieses System kippen. 1989 im Frühjahr sah es nicht nach Veränderungen in der DDR aus, wenige Monate später war dieser Staat Geschichte. Den alten Sozialismus möchte sicherlich kein Bürger mehr haben wollen, aber den funktionierenden Sozialstaat in der BRD bis zum Jahre 2004! Einfach mal googeln, oder die Älteren mal nachdenken, Hartz IV und die RentenUnreform spalten eine Gesellschaft immer mehr in arm und reich. Hartz IV ist ein Angst- und Unterdrückungssystem, Sanktionen sind Erpressungen und eine Verletzung der Menschenwürde. Irgendwann werden immer mehr Menschen von der Armut betroffen sein, nur wenn ein Mensch außer sein Leben nichts mehr zu verlieren hat, weil der nichts mehr hat, wird er sich irgendwelchen Protesten oder Organisation anschließen. Immer in der Hoffnung, es ändern sich für ihn die Zeiten zum Besseren. So denkt die kleine Frau oder der kleine Mann auf der Straße, und deshalb beschäftigen Regierungen Geheimdienste, damit man immer gut informiert die nächsten Schritte in der Poltik gehen kann, OHNE das der Pöbel wieder auf die Straße gehen muss.

    Einen guten Rutsch ins Jahr 2015!

  2. Redaktion sagt:

    Vielen Dank.

    Chaosforscher halten die Gesellschaft für ein komplexes adaptives System: Das System und seine interagierenden Akteure passen sich selbstständig Umfeld- und Systemveränderungen an, was wiederum neue Veränderungen hervorruft. Langfristige Prognosen sind dadurch unmöglich. Hier die Babyboomer in Rente, dort Industrie 4.0 und ein Internet der Dinge. Vielleicht wird durch die alternde Gesellschaft ja die Gesundheit tatsächlich zu dem entscheidenden Wachstumsfaktor, als den ihn zum Beispiel Anhänger der Kontratjew-Theorie vermuten: http://ordnung-und-fortschritt.blogspot.de/2009/10/kondratjew-lebt-lebt-kondratjew.html

    Es bleibt spannend.